Samstag, 11. Oktober 2014

Sind wir alle ein bisschen bipolar, oder was??

Es gibt solche und solche Tage. Tage, an denen ich hellwach aus dem Bett springe und  Bäume ausreißen könnte, und Tage, an denen ich mich unter der Bettdecke verkrieche, weil ich bereits morgens ahne, dass der Tag nichts Gutes für mich bereit hält. In den letzten  Tagen waren es eher letzere. Wobei, ehrlich gesagt war ich einfach faul :D Nur macht man sich schnell Vorwürfe, wenn man so unproduktiv herumliegt, was wiederum dazu führt, dass man das Faulenzen nicht so sehr genießen kann. Mir geht das zumindens so. Und dann empfinde ich einen Tag oft schlechter, als er eigentlich ist.
Wenn ich mich mit meinen Freundinnen getroffen habe, haben wir uns manchmal zu beginn gefragt, wie es uns geht auf einer Skala von 1-10. Dabei steht eins für richtig schlecht und zehn für großartig. Und meistens war die gefühlte Vier doch eine hübsche Sechs, wenn nicht sogar eine Sieben! Gestern beim Faulenzen bin ich dann über die Fünf gestolpert. Warum meidet man eigentlich die Fünf? Was ist mit solchen Tagen, die einfach vorbei gehen. An denen nichts besonderes geschieht. An denen wir morgens einfach wach sind und uns an unserem gewohnten Tagesablauf entlanghangeln.
Eine Fünf ist doch im Grunde die goldene Mitte. Wenn man möchte eine Konstante. Und dennoch denkt man bei der Sache mit der Skala wirklich häufig zuerst an die Fünf, um sich dann umzuentscheiden. Irgendwie kann man sich mit einem Tag, der gewöhnlich ist, nicht zufrieden geben. Auch wenn man zurückblickt, sei es nur eine Woche, oder ein ganzes Jahr, dann erinnert man sich in der Regel entweder an besonders schöne, oder besonders schlechte Tage. Es ist mir ein Rätsel, warum wir uns mit dem Gewöhnlichen nicht zufrieden geben, es verdrängen, oder sogar ablehnen. Ähnlich verhält es sich, wenn man jemanden fragt, wie es ihm geht. Die Standardantwort darauf ist "Ganz gut". Ganz gut? Ganz gut ist für mich soetwas wie die Fünf auf der Skala. Ganz gut verwende ich, wenn es mir gut geht, aber nicht überragend. Auch bei meinen Freunden ist mir das in letzter Zeit häufig aufgefallen. Es ist anscheinend leichter die Dinge zu werten. Und da wir so hohe Ansprüche haben an unser Glück, wird meistens abgewertet. Denn wenn man doch mal bei der Fünf bleibt, wird man häufig gefragt, warum es einem schlecht geht. Die Mitte der Skala als etwas Gutes zu sehen, oder schlicht zu antworten, dass es einem gut geht, fällt uns sehr schwer.

Und es geht noch weiter, denn wir neigen bei so vielen Bereichen dazu die Dinge zu polarisieren. Richtige und falsche Antworten, schönes und hässliches Aussehen, gute und schlechte Charaktereigenschaften, angemessenes und unangemessenes Verhalten, erfolgreiche und gescheiterte Karrieren.. Es gibt doch gar nicht so viele Schubladen, wie es Facetten gibt! Geht uns durch unser "Schwarzweißdenken" nicht ganz viel verloren? Wer sagt denn, was richtig oder falsch, schön oder hässlich, gut oder schlecht ist? Und all das, was dazwischen verloren geht, gehört doch im Prinzip genau so dazu. Wenn wir all die vergessenen "Fünfertage" nicht erlebt hätten, wer wären wir dann? Müssen wir wirklich entweder klagen, oder prahlen, um etwas zu sagen zu haben?  Ist denn das Gewöhnliche nicht gut genug?
Natürlich ist "klagen und prahlen" eine extreme Wortwahl. Und wenn man einen guten Tag hat, kann man andere daran genauso teilhaben lassen, wie wenn man einen schlechten Tag hat. Kann die Freude, oder den Frust teilen. Das ist auch gar nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass momentan vieles irgendwie polarisiert und dadurch oft dramatisiert oder übertrieben wird. Aufgebauscht, so dass der Durchschnitt nicht mehr zufriedenstellend ist. Und dabei gehen wir so weit, dass wir Durchschnittliches als zu schlecht ansehen. Höher, schneller, weiter. Wohlhabender, makelloser, fleißiger.

Doch wo soll das alles enden? Vielleicht erkennen wir gute Tage nur, indem wir auch schlechte Tage kennen. Doch genau durch diese Kontraste entgeht uns so vieles. An einem Tag kann man so vieles erleben, aber die Jahre ziehen nur so an uns vorüber. Wenn wir also unsere Erwartungen und Ziele so wählen, dass wir sie auch erreichen können, wenn wir alle Momente genießen und versuchen auch Details wertzuschätzen, dann werden wir womöglich auch die Fünfertage als schöne Tage in Erinnerung behalten :)

Also einen gemütlichen Sonntag euch allen!


..und all das dazwischen
schwarzweiß..

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen